Geschichte der Kartoffel

  1. Ursprung der Kartoffel
  2. Verbreitung der Kartoffel in Europa
  3. Kartoffeln als Grundnahrungsmittel
  4. Die Kartoffel im Wandel der Zeit
  5. Quellenangaben

1. Ursprung der Kartoffel

Die Kartoffel stammt aus Südamerika. Gräberfunde belegen, daß in den Andenländern Südamerikas schon im 3. Jahrhundert nach Christus der Kartoffelanbau eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Inkas haben im 13. Jahrhundert den Anbau weiter verbessert sowie Lager- und Verarbeitungsmethoden eingeführt. So haben sie durch die Ausnutzung von Frost und Sonnenwärme Kartoffeln entwässert und zu sogenannten "Chuños" verarbeitet, die lange haltbar bleiben. Chuños stellen noch immer eines der Hauptnahrungsmittel der Anden-Indianer dar. Aus Kartoffeln stellten die Inkas ebenfalls eine Art Bier her, das sie Chicho nannten. Der destillierte Alkohol diente als Grundlage für einen kräftigen Kartoffelschnaps.

 

2. Verbreitung der Kartoffel in Europa zurück zum Seitenanfang

Nach der Eroberung des Inkareiches durch die Spanier erkannten diese bald, daß die Kartoffel auf den langen Seereisen als Proviant nützliche Dienste erwiesen. Auf dem Kontinent wurde sie zunächst mehr aufgrund ihrer bizarren Blüten geschätzt. Wann genau zum ersten Mal Kartoffeln nach Europa kamen ist allerdings nicht genau geklärt. Allgemein gilt das Jahr 1565 als das Jahr, in dem die Kartoffel nach Spanien und damit auf den europäischen Kontinent kam. Schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts fand der Kartoffelanbau in Spanien größere Bedeutung. Von Spanien aus kamen die Kartoffeln auch nach Italien Holland und Burgund. Ein weiterer Weg der Kartoffeln nach Europa führt über England. Hier schreibt man es den Seefahrern Francis Drake und Sir Walter Raleigh zu, die Kartoffeln entweder aus den eigenen Kolonien in Amerika oder als Beutegut von gekaperten spanischen Schiffen nach England und Irland mitgebracht zu haben. Anfang des 17. Jahrhunderts gab es auch in  England und Irland weiter verbreiteten Kartoffelanbau. Englische und irische Auswanderfamilien brachten die Kartoffel schließlich nach Nordamerika, Skandinavien und Russland. Nach Deutschland kamen die ersten Kartoffeln sowohl aus Spanien, wie auch über Holland aus England. Die Verbreitung innerhalb Deutschlands begann Ende des 16. Jahrhunderts in Berlin über Braunschweig, Westfalen und Baden. Über den Anbau der Kartoffel in Bayern und der Oberpfalz wird erst 1716 berichtet.

 

3. Kartoffeln als Grundnahrungsmittel zurück zum Seitenanfang

In Deutschland war die Kartoffel zunächst sehr umstritten und setzte sich sehr zögerlich durch. Erst der "alte Fritz", Friedrich II. (1712-1786), erkannte, daß mit der Kartoffel die immer wiederkehrenden Hungersnöte bekämpft werden konnten. 1744/45 ließ er Saatkartoffel in ganz Preußen kostenlos verteilen. Seine Bemühungen hatten jedoch nicht den gewünschten Erfolg. So erließ er 1756 einen Befehl, der den Anbau von Kartoffeln für jeden Bauern zur Pflicht machte. Die Ausführung des "Kartoffel-Befehls" ließ er von Dragonern überwachen. Durch Hungersnöte im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) lernte die Bevölkerung die Kartoffel, die vorher häufig nur als Viehfutter eingesetzt wurde, zu schätzen. Der Durchbruch der Kartoffel als Grundnahrungsmittel für alle Bevölkerungsschichten war geschafft.

Mit der weiten Verbreitung kamen aber auch Kartoffel-Krankheiten auf, die oft ganze Ernten vernichteten. Insbesondere die Kraut- und Knollenfäule führte 1845 zu einer fast völligen Vernichtung der Kartoffelbestände von Irland bis Polen. Der darauf folgenden Hungersnot fielen ca. 1 Mio. Iren  zum Opfer. Die gleiche Krankheit führte 1916/17 zu dem sogenannten "Steckrübenwinter".

Eine weitere Schwierigkeit beim Kartoffelanbau sind die früher wie heute witterungs- und anbaubedingt stark schwankenden Erntemengen. So gibt es immer Jahre mit knappen Kartoffelmengen und Jahre mit reichlichem Kartoffelüberschuß. Die Fütterung der Kartoffeln war ein Ventil für Überschusssituationen. Um einen Ausgleich für knappe Kartoffeljahre zu schaffen wurden Verfahren zur Verarbeitung entwickelt, die eine gewisse Vorratshaltung möglich machten. Eine Lagerung der Kartoffel über mehrere Ernteperioden war nicht möglich. So wurde schon im 18. Jahrhundert aus Kartoffeln Alkohol gewonnen, im 19. Jahrhundert kam die Stärkegewinnung im größeren Stil dazu und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde mit der Kartoffeltrocknung begonnen.

 

4. Die Kartoffel im Wandel der Zeit zurück zum Seitenanfang

In den letzten Jahrhunderten entwickelte sich die Kartoffel von der botanischen Rarität, die an den Königshäusern als Delikatesse gehandelt wurde, zum wichtigsten Grundnahrungsmittel für alle Bevölkerungsschichten. In der heutigen Wohlstandsgesellschaft spielt sie zwar immer noch eine große Rolle in der Ernährung der Bevölkerung, sie hat sich jedoch mehr zur ernährungsphysiologisch wertvollen und abwechslungsreichen Beilage entwickelt. Dabei geht der Verzehr von frischen Kartoffeln im Laufe der Jahre immer weiter zurück um verarbeiteten Kartoffelprodukten in vielfältigen Formen (wie Pommes Frites, Trockenpüree oder als Beilage zu Fertigmenüs um nur einige wenige zu nennen) zu weichen.

Der Kartoffelbau hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter auf die einzelnen Verwertungsrichtungen wie Speise-, Verarbeitungs-, Industrie- oder Pflanzkartoffel spezialisiert. In Deutschland werden z. Zt. auf rund 300.000 ha zwischen 9 und 13 Mio. t Kartoffeln erzeugt.  

 

5. Quellenangaben

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Daßler E., Heitmann G., 1991, Obst und Gemüse, Berlin/Hamburg: Paul Parey

Grein G., 2000, Die spannende Geschichte unserer Kartoffel, in:
     Scherenberg M., Stier K.-H., 2000, Das große Kartoffelbuch, Frankfurt a.M.: Eichborn

Putz B., 1997, Die Geschichte der Kartoffel, in:
     Kartoffelbau, 48. Jg.,(3)1997, Gelsenkirchen: Th. Mann

Vogt J., 1994, Kartoffeln, Künzelsau: Sigloch Edition

ZMP Bilanz Kartoffeln 1998/99, Bonn: ZMP

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Datum der letzten Änderung: 15.11.13
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